Episode VI: Estland, Tallinn

13. August: Wieder mit einer Fähre, diesmal von Heltermaa nach Rohuküla zurück auf das Festland. Dann auf der Landstraße mit kleinen Umwegen über den höchsten Wasserfall Estlands (6m!) und ein weiteres Freilichtmuseum nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands früher genannt.

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14. August: Tallinn! Haupt- und Hansestadt mit UNESCO-Altstadt. Gut 400.000 Einwohner. Pittoreske Häuschen an Kopfsteinpflaster-Sträßlein – mit Touristen aus aller Welt. Das ist aber okay so, denn die Stimmung ist gut. Das Wetter wurde heute von einem Esten als „tropisch“ tituliert, also mehr als 20°C. Heute haben wir das volle Touristenprogramm durchgezogen. Zunächst die klassische Altstadttour:

Eine kleine Schiffstour nach Naissaar, einer Insel in der estnischen Bucht (siehe Markierung auf der Karte oben) . Die Bucht ist voll von Schiffen und Booten. Die Insel ist gut für eine Tagestour. Man kann dort wandern, radfahren, mit einer kleinen alten Eisenbahn fahren, oder ein verfallenes russisches Militärcamp aus dem 2. Weltkrieg erkunden. Mitfahrer sind vor allem baltische Touristen, die gerne schon auf der Hinfahrt einige Humpen Bier verzehren. Dementsprechend lustig geht es zu…

Naissaar
Ein Sack Minen
Verkehr in der Bay of Tallinn

Das Museum für Meeresgeschichte. Ich habe hier zwar nur wenig fotografiert, aber ein Besuch lohnt sich trotzdem. Man kann hier unter anderem ein sowjetisches U-Boot von 1937 von innen sehen und einen Eisbrecher von 1913.

Und heute Abend gehen wir wieder lecker essen. Apropos Essen: man kann sich trefflich darüber streiten, ob die baltische, insbesondere die estnische Küche zur „Nordic Cuisine“ gehören. Traditionelle Techniken, lokale Produkte wie Fisch, Gewürze und so weiter; Schwerpunkte werden je nach Region unterschiedlich gesetzt. Das klingt alles toll, ist aber nur so viel wert, wie tatsächlich in den normalen Restaurants ankommt.

Sicherlich sind die Balten von diesem Trend beeinflusst. Was uns auffällt ist, dass so gut wie alle Restaurants, die wir besucht haben, von jungen Menschen (<40 oft sogar <30) geführt wurden. Fast alle hatten zumindest eine „engagierte“ Küche; damit meine ich, dass sie sich große Mühe bei der Zusammenstellung der Karte gegeben haben. Oft nur wenige Gerichte (5-8), diese aber sorgfältig zubereitet. Uns hat nicht alles supergut geschmeckt, aber es hatte immer etwas besonderes.

Als verlässlicher Lästerer der Heimat vergleiche ich es mal mit der in Freiburg so hippen Fusionsküche. Ich glaube Fusion bedeutet, dass die Preise durch Addition miteinander fusionieren. Beispielsweise Schwarzwälder Speck-Sushi berechnet sich aus:

  10€ Speck 
+ 10€ Reisbollen
================
  20€ Summe

„Magen halb voll und Portmonnaie voll leer“ würde unser jüngster Sohn sagen. Auch hier im Baltikum wird „fusioniert“, z.B. Nordic Soul Food oder japanische Ramensuppe mit Ostseefisch. Aber hier sind die Preise im Rahmen (Ramen?) und der Geschmack im Vordergrund. Ein bisschen skeptisch waren wir vorher schon, fürchteten Post-Sowjet-Küche mit Kartoffelbrei. Aber wir wurden durchweg positiv überrascht und mussten erneut unsere Vorurteile korrigieren.

15. August: unser Hotel ist nagelneu, modern, blitzsauber mit klitzekleinen Zimmern und heißt deshalb passend „Tallinn Citybox“. Einchecken mit Handy, kein TV, kein Roomservice. Viele junge Gäste. Es liegt in einem unfertigen Neubaugebiet zwischen Altstadt und Hafen. Hier wird, wie in so vielen anderen Städten auch, der Hafenbereich komplett neu konzipiert und aufgemotzt. Die Lage nahe am Wasser ist attraktiv. Das daraus resultierende Viertel blitzt und spiegelt vor Glas, die Grundstückspreise verhundertfachen sich. Hotels, Edelrestaurants, Beauty-Salons der teureren Art, Disain-Mööbel (sic!), Software-Firmen, Luxus-Autofirmen, Unternehmensberater, etc. siedeln sich an. Aber auch wenn das Viertel vorher wahrscheinlich recht schäbig war, es verliert dadurch oft seinen Charme und seine Seele.

Porto Franco in Tallinn, links unser Hotel, in der Mitte die Olaikirche aus dem 12. Jahrhundert

Heute wollen wir mal einige Museen anschauen…

…aber niemals an einem Montag…

…womit sich unsere Pläne unmittelbar geändert haben. Na, dann bummeln wir eben ein bisschen durch den Kadrioru-Park mit dem schönen Katarinental-Barockschloss:

Morgen setzen wir dann über ins nur 80km entfernte Helsinki. Wir sind gespannt, was sich verändert.

PS: Jetzt hat es doch noch Probleme mit dem Porsche gegeben: weil hier so viele Mercedes, Rolls Royce, Jaguar, etc. herumfahren, möchte Porsche auch eine Kühlerfigur haben. Diesen Wunsch konnten wir ihm nicht ablehnen:

Zum ersten Artikel dieses Blogs: https://projekt912.cordes-netzwerk.de/baltic-grand-tour-2022/

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